Energie wurde schon ohne Mangel immer teurer. Nun drosselt Putin die Gaslieferungen nach Deutschland. Und auch der Klimawandel macht wegen des Krieges keine Pause. Energieversorgung war wohl gerade in den letzten Monaten einer der wichtigsten Themen. Europa muss sowohl aus der russischen Abhängigkeit herauskommen als auch den Wechsel auf erneuerbare Energien schaffen. Über Hürden und Chancen, die sich dabei auftun.
Fossile Energieträger, vor allem Öl, waren lange Zeit der Grundbaustein einer jeden Nation. Ohne sie konnte keine Wirtschaft funktionieren, keine Regierung bestehen. Heute, wo das Öl schon etwas an Bedeutung verloren hat und es noch weiter tun wird, ist es die Energie überhaupt. Wir brauchen sie zum Kochen, zum Heizen, für warmes Wasser, Strom und Licht und zu vielem mehr. Auch in der Wirtschaft benötigt man Unmengen Energie – und hier sind es wieder die Fossilen zuhauf, von denen Europa schon viel zu lange abhängig ist.
Um die Versorgung mit diesen sicherzustellen, verbiegt man sich manchmal auch vor autoritären Herrschern dieser Welt, wie unlängst geschehen in Katar, wo Al Jazeera, immerhin einer der größten Nachrichtensender im arabischen Raum, Wirtschaftsminister Habeck als „Bittsteller“ betitelte. Doch das war schon immer so, schon der kettenrauchende Präsident der USA, Franklin Roosevelt, verzichtete bei den Ölgesprächen mit dem saudiarabischen König Ibn-Saud auf das Rauchen und Trinken, da es in der Kultur seines Verhandlungspartners untersagt war, ganz im Gegensatz zu dem dort wohl nicht so rücksichtsvollen Winston Churchill, der Ibn-Saud deswegen wahrscheinlich nicht für sich gewinnen konnte. Die teils überlebenswichtige Gier nach der billigsten Energie machte aus „werteorientierten“, demokratischen Ländern moralisch sehr ‚flexible’ Staaten.
Kurz nach dem russischen Überfall auf die Ukraine, als Nord-Stream 2 bereits auf Eis gelegt war, wir Europäer die Preissteigerungen an den Zapfsäulen bereits bemerkten und Washington darauf pochte, dass die EU doch bitte sämtliche russischen Rohstoffe boykottieren solle, importierten die USA immer noch große Mengen an russischem Öl, obwohl sie es versorgungstechnisch nicht einmal brauchten. Der Grund liegt auf der Hand: Bald sind in den USA die Zwischenwahlen und die Demokraten mit Joe Biden wollten keinen Preisanstieg und den daraus resultierenden Unmut der Bevölkerung riskieren. Erst nach zunehmendem Druck stellten dann auch die USA ihre Lieferungen ein, doch so ist es meistens. Dies soll gar nicht die Frage stellen, ob man mit gewissen Ländern „nicht handeln darf“. Aber sicherheitspolitisch ist mit der Zeit ein neues Problem sichtbar geworden: Die Abhängigkeit, insbesondere von Ländern, deren Regierungen uns „feindlich“ gesinnt sind.
Die europäische Abhängigkeit von Russland hat ihre Wurzeln schon im Kalten Krieg, wo die ersten Gas-Pipelines gebaut wurden. Die EU versuchte später mehrfach die Abhängigkeit von russischer Energie zu verringern, doch gerade in Deutschland wurde eher dagegen gearbeitet. Heute kommen 40% des europäischen Gases und 30 % des Öls aus Russland, insgesamt importieren wir 60% unseres Energiebedarfs. Manchen Ländern wurde schon von Putin „der Gashahn zugedreht“, und auch bei uns mit unserer hohen Abhängigkeit hätte das fatale Folgen.
Viele fordern, Energie müsse regionaler, demokratischer und besser kontrollierbar werden, gerade das würde helfen die Abhängigkeit auf Dauer zu reduzieren. Solarzellen haben zum Beispiel für ihre kleine Fläche eine sehr hohe Effizienz, nur ca. 50% aller europäischen Dächer müssten mit Solarzellen bedeckt sein, um ganz Europa mit Strom zu versorgen. Durch die jetzige Drosselung wird auch die Kohle als Kraftstoff wieder etwas gefördert werden müssen, ganz zu schweigen davon, dass es auch in der Atomkraft mittlerweile durchaus Möglichkeiten gibt, diese gut und sicherer laufen zu lassen wie schon in einem anderen Artikel (von Johan) beschrieben. Doch auch die Diversifizierung der Energielieferanten macht uns teilweise auch nur abhängig von anderen Staaten, Autokratien oder nicht. Auf lange Sicht sollte man Energie lieber regional produzieren. Die Möglichkeiten dazu sind vorhanden.