Vorurteile gegenüber Waldorfschule & Waldorfschülern

Wenn man Schüler oder Lehrer einer Waldorfschule ist, dann hat man höchstwahrscheinlich schon ein paar komische Vorurteile über die Waldorfpädagogik gehört. Die vier häufigsten werde ich aufführen und auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen.

Fangen wir wohl mit dem bekanntesten Gerücht an, das es auch schon bis in die Nachrichtensendungen geschafft hat. Wenn man einmal angedeutet hat, dass man auch nur einen Fuß in eine Waldorfschule gesetzt hat, ist eine Frage sicher: „Kannst du deinen Namen tanzen?“. Meist kommt diese Frage mit einem schelmischen Lächeln des Unwissenden an den Empfänger. Wie er oder sie darauf reagiert, ist meist unterschiedlich. Von Augenrollen bis zum gezwungenen Lächeln ist alles dabei. Eines muss man dem Fragendem lassen, er hat nicht unrecht, dennoch ist die Frage ziemlich dämlich. Im Eurythmie-Unterricht werden sprachliche Laute, Gedichte und Musikstücke in Bewegung umgesetzt. In den unteren Klassen werden die entsprechenden Armbewegungen angelegt, wobei diese oft auch Buchstaben ähneln können (nicht zwingend). Irgendwo in der Unterstufe übt man das auch mal an seinem eigenen Namen. Ansonsten geht es um Mozart oder Nelly Sachs, eben um Kunst. Deshalb können die meisten gar nicht mehr ihren Namen tanzen, einfach, weil es nicht von Bedeutung ist.

„Ihr seid alles Ökos auf n‘er Ökoinsel.“ Prinzipiell richtig, aber gleichzeitig auch falsch, denn Bäume umarmen und im Wald lernen ist für Waldorfschüler nicht der Alltag. Aber man lernt besonders in den Unterrichtsstunden sehr naturverbunden. Wir wissen, was Nachhaltigkeit und Klimawandel bedeutet. Oft wird in der Unterstufe von der Natur erzählt oder es werden Ausflüge in sie gemacht., bevor man dann ab der Mittelstufe ein eigenes Fach Namens Gartenbau bekommt. In diesem Fach arbeitet man im Garten, auf Beten, an Bäumen oder auch mit Tieren. Die Waldorfschüler lernen nicht in der Natur, sondern mit der Natur. Dies ist, was ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann, meist spaßig.

„Waldorfschulen sind Schulen für Reiche.“ Es ist richtig, dass man im Monat einen Beitrag zahlen muss, es gilt aber das Prinzip: die finanzielle Lage darf kein Hinderungsgrund für die Schulaufnahme sein – und so können auch finanziell schwächer Gestellte die Schule besuchen, da die Monatsbeiträge nach individueller Situation angepasst werden können, es gibt zudem Freiplatzspenden von finanziell gut aufgestellten Familien.

„Die Waldorfschule ist wie eine Sekte.“ Dieses Vorurteil ist zwar weniger verbreitet, aber es ist wohl das verrückteste. Meist stützt der Unwissende diese Theorie auf die anthroposophische Philosophie von Rudolf Steiner, dem Begründer der Waldorfpädagogik. Diese hat sektenähnliche Züge in ihren Augen. Aber dieses Argument kann man leicht ausräumen. Rudolf Steiners Lehren werden nicht behandelt im Unterricht. Lediglich ein Morgenspruch von ihm wird, wie der Name schon sagt, morgens gesprochen.

Es ist immer wieder lustig, wenn Halbinformierte über einen lästern und nur dämliche Vorurteile zu bieten haben. Ich denke mir da immer meinen Teil und lache innerlich über die Erkenntnis, wie leichtgläubig Menschen sein können.