Das Gilgamesch Epos – Teil 2

Nun will Gilgamesch ein Abenteuer erleben und ein Held werden. So zieht er mit Enkidu los, um einen heiligen Zedernwald im Libanon zu finden, der von einem mystischen Wächter bewacht werden soll. Gilgamesch und Enkidu legen die Strecke in nur drei Tagen zurück und werden durch fünf Träume, die Gilgamesch hat, darüber informiert, dass sie den Kampf mit Hilfe des Sonnengottes Schamasch gewinnen werden. Als sie den Zedernwald betreten, finden sie den gigantischen Wächter Humbaba, der sieben Strahlenmäntel besitzt, von denen auch Gilgamesch und Enkidu nur einen ertragen könnten. Nach einem langen Kampf hätte es Humbaba fast geschafft, sie in eine Erdspalte zu werfen, doch Schamasch schickt die 13 Winde, die ihn lähmen, sodass Enkidu und Gilgamesch ihn töten können.

Um nicht den Zorn der Götter auf sich zu ziehen, schnitzen sie als erstes ein 30 Meter hohes Tor für die Götter und bauen hauptsächlich Tempel aus dem Holz. Dann aber wird das Holz zur Stadt gebracht. Gilgamesch lässt nun Uruk aufblühen und wird ein noch gewaltigerer Herrscher, was sogar die Göttin Ischtar beeindruckt, die sich in ihn verliebt. Sie erscheint ihm und will ihn verführen. Als Gilgamesch sie jedoch wiederholt abweist, weil ihre Liebe nur kurzweilige Erfüllung bringe, aber nicht von Dauer sei, beschwert sie sich bei dem Götterkönig und ihrem Vater Anu. Dieser stellt sich erst auf die Seite von Gilgamesch, doch als Ischtar, die die Göttin der Unterwelt ist, droht, die Tore zur Welt der Toten zu öffnen, schickt Anu den Himmels-Stier, ein übermächtiges Wesen mit Flügeln und Menschenkopf, dessen Atem allein schon die Erde zum Beben bringt. Zusammen gelingt es Gilgamesch und Enkidu jedoch, den Stier zu besiegen und zu töten. Aus den Hörnern macht Gilgamesch Trinkgefäße für seinen Vater und ein Bein des Stieres wirft er bis zu Ischtars Thron und droht, mit ihr das Gleiche zu machen. Den Rest des Stieres opfern sie Schamasch, der sie vor weiterer Gewalt der Götter beschützen kann.

Doch Ischtars Rache an Gilgamesch lässt nicht lange auf sich warten. Sie schafft es, seinen Freund Enkidu zu verfluchen, weswegen dieser schwer krank wird und stirbt. Gilgamesch in seiner tiefen Verzweiflung wirft daraufhin allen Schmuck von sich und gibt sein Amt als König auf, ihm vergeht alle Lust nach Vergnügung und er konzentriert sich voll und ganz auf die Bestattung Enkidus, dessen mit Schätzen gefülltes Grab im Flussbett des Euphrats liegt, den Gilgamesch eigens dafür umgeleitet hat.

Gilgamesch zieht nun als Wilder durch die Lande und wird von einer Angst getrieben, der Angst vor dem Tod. Er sucht nach Uta-Napischti, dem einzigen Sterblichen, der jemals Unsterblichkeit erlangte. Gilgamesch wandert bis zum Osten der Welt, wo die Sonne zwischen zwei Bergen aufgeht. Er überzeugt die Wächter der Berge, zwei Skorpion-Menschen, ihn zwischen den Bergen durch auf die Bahn der Sonne zu lassen, die er überquert, bevor ihn die Sonne vernichten kann. Er erreicht eine andere Welt mit einer Art Garten Eden. Dort begegnet er in einem Wirtshaus der verkleideten Göttin  Ischtar, die nun keinen Gräuel mehr gegen Gilgamesch hegt und sogar versucht ihn zurück nach Uruk zu schicken. Doch er lässt sich nicht abringen und so verrät ihm Ischtar, dass er über das Meer der Toten reisen muss, das kein Mensch jemals überquerte. Dafür muss er den ehemaligen Steuermann Uta-Napischti finden, der zusammen mit 300 Steinwesen ein Schiff hat, welches über das Meer fahren kann. Gilgamesch erschlägt jedoch die 300 Steinwesen und versucht den Steuermann mit Gewalt zu überzeugen, doch vom Kampf erschöpft wird er besiegt. Der Steuermann vergibt ihm jedoch und nimmt ihn mit über das Meer der Toten. Jedoch muss Gilgamesch die Arbeit aller 300 Steinernen alleine machen und hunderte Ruderstangen mitnehmen, da jede nur einmal in das lebensfeindliche Wasser getaucht werden kann. Als er merkt, dass selbst dies nicht schaffen wird, nimmt er seine Kleidung und sich selbst als Mast und erfindet so das Segeln. So erreicht er schließlich doch die Lande des Uta-Napischti.

Dieser aber hat nur harte Worte für Gilgamesch, er beschimpft ihn, da er trotz einem erfüllten Leben sein Volk im Stich gelassen und eine selbstsüchtige Reise begonnen habe. Er erzählt ihm dennoch, wie er selbst unsterblich geworden ist, dass die Götter alle Sterblichen mit einer Flut vernichten wollten, er jedoch in einem Traum vom Gott Ehar, dem Gott der Weisheit, gewarnt wurde. So baute er eine Arche mit seiner Frau und auch von jeder Tierart wählte er zwei und so überlebte er mit seinen Geschöpfen als einziger die Flut und brachte den Göttern direkt ein Opfer. Der Götterkönig Enlil stand nun vor einem Debakel, denn sein Befehl, dass alle Sterblichen tot sein sollten, war nicht ausgeführt worden. Ehar konnte er jedoch nicht bestrafen, da dieser ja nicht direkt eingegriffen hatte. So beschloss er, Uta-Napischti und seine Frau unsterblich zu machen, sodass sein Wille doch erfüllt war, denn nun waren alle Sterblichen tot. Doch die Götter vermissten die Gebete der Menschen, so schufen sie diese neu und bestraften von nun an nur diejenigen, die auch ein Verbrechen begangen hatten.

Für Gilgamesch bedeutet die Geschichte jedoch nichts Gutes, da er niemals auf diese Weise unsterblich werden würde. Er bekommt noch eine letzte Lektion, Uta-Napischti stellt ihm die Aufgabe, sieben Tage nicht zu schlafen, da nur, wer den Schlaf bezwingt, unsterblich werden könne. Gilgamesch scheitert jedoch und schläft ein. Da er versagt hat, verbannt Uta ihn und den Fährmann aus seinen Landen, sodass niemals ein Sterblicher wieder seine Lande betreten könne. Doch als Belohnung für seine Mühe gibt er Gilgamesch den Hinweis, dass eine bestimmte Pflanze, das Kraut des Lebens, ihm wenigstens seine Jugend wiedergeben könnte. So gräbt Gilgamesch einen Schacht tief in die Erde zu einem unterirdischen Meer, von dem alles Wasser aus der Welt stammt, reißt die geheimnisvolle Pflanze aus, wird darauf vom Meer ausgespuckt, hat jedoch die Pflanze.

Er macht sich auf den Weg zurück nach Uruk, um dort die Pflanze an einigen Alten zu testen, doch als er sich auf dem Rückweg in einem Teich wäscht, kommt eine Schlange und frisst die Pflanze. Als er es erkennt, sieht er nur noch, wie sie sich verjüngt und häutet. So verliert Gilgamesch nun den letzten Sinn seiner Reise.

Er versteht nun seine Gier nach Ruhm und Vergnügung, die ihn alles gekostet haben und kehrt nach Uruk zurück, um von nun an als König weise zu herrschen, Tempel und Straßen zu errichten und Uruk zum Zentrum Mesopotamiens zu machen.

Als der Tod ihn schließlich erreicht, wird er von den Göttern empfangen und ebenfalls zum Gott erhoben, zum Gott der Unterwelt und wo nun wieder mit Enkidu vereint ist.

Die zwölfte Tafel:
Die Geschichte bis jetzt wurde auf den Tafeln 1-11 beschrieben, auf der zwölften Tafel findet sich eine alternative Version, in der Ischtar aus Rache Gilgameschs Stab und Ball klaut und in die Unterwelt bringt. Enkidu reißt daraufhin den Boden auf und geht in die Unterwelt, wo er aber als Lebender erkannt und für immer gefangen gehalten wird. Doch Schamasch schafft es, einen Spalt zu öffnen, durch den Enkidu kurz mit Gilgamesch reden kann und erzählt, dass es denen in der Unterwelt besser gehen würde, an die man sich erinnert. 

Fazit:
Das Gilgamesch Epos ist eine Geschichte von Übermut, Freundschaft und der Einsicht, dass, wenn man nur seinen eigenen Wünschen nachläuft, man alles verlieren wird, wie Gilgamesch, der ohne seine Gier nach Ruhm nie seinen Freund verloren hätte. Dennoch hat er, nachdem er nach Uruk zurückgekehrt ist, auf seine Art Unsterblichkeit erreicht, da er als weiser König in die Geschichte einging und heute, fast 5000 Jahre später, noch immer über ihn gesprochen, geschrieben und nachgedacht wird.

Überreste von Uruk