Das Gilgamesch Epos – Teil 1

Eine zigtausend Jahre alte Geschichte, die schon vor fünftausend Jahren Schüler auf Trapp hielt und immer noch von heute sein könnte: Das Gilgamesch Epos ist das älteste erhaltene Heldenepos der Welt und ist mit seinem Helden und Namensgeber Gilgamesch, dem größten König von Uruk, bis heute bekannt. – Und es ist eine verrückte Geschichte.

Entstehung des Epos:
Das Epos stammt aus dem frühen Mesopotamien, das lag im Gebiet des heutigen Irak. Die Version, die wir heute hauptsächlich lesen, stammt aus dem 13. Jahrhundert vor Christus und wurde vom Schriftgelehrten und Dichter Sin-Leqe-Uninin auf 12 Tontafeln in Keilschrift geschrieben, wobei die Geschichte selbst viel älter ist. Die viel älteren Versionen und Ausgaben, auf die sich Sin-Leqe-Uninin bezog, sind in Bruchstücken auf sumerischen Tafeln und Inschriften erhalten und lassen sich bis in das 18. Jahrhundert vor Christus datieren. Die ältesten bekannten Aufzeichnungen stammten jedoch aus dem 21. Jahrhundert vor Christus, wo sumerische Schüler bereits die Abenteuer Gilgameschs als Pflichtlektüre abschrieben. Eine mögliche mündliche Version jedoch könnte noch älter sein. Ein Maximalalter haben wir jedoch, und zwar jenes der Stadt Uruk, die mindestens 3200 vor Christus schon eine richtige Stadt war und in der Gilgamesch laut dem Epos aufwuchs und diese später auch beherrschte.

Historische Bezüge:
Nicht nur alleine durch sein Alter ist das Gilgamesch Epos besonders, es ist auch denkbar, dass es Gilgamesch, jenen Herrscher von Uruk, der sowohl als größter König, als auch als Gott der Unterwelt verehrt wurde, wirklich gab. Hinweise dafür finden sich in Schriften späterer Könige, die von der Stadtmauer und den Tempeln Uruks als dem Werk des Gilgameschs sprachen, außerdem taucht ein König Gilgamesch in der sumerischen Königsliste auf. Diese ist zwar auch mythisch beeinflusst, dennoch lassen sich mehrere Könige, darunter auch ein Vorgänger des Gilgamesch historisch belegen, z.B Utuhengal und später auch Sargon von Akkad. Dennoch ist der Liste nicht ganz zu trauen, da Könige laut ihr oft Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende herrschten. Laut dieser Liste wurde Gilgamesch 126 Jahre alt.

Handlung:
Gilgamesch wird als Sohn des Königs Lugalbanga von Uruk und der Göttin Ninsum geboren und ist damit zu mindestens Dreiviertel ein Gott, da schon sein Vater göttlicher Abstammung war. Schon ins seiner Jugend war Gilgamesch stärker als jeder andere Krieger und herrschte über Uruk, nutzte seine Macht aber hauptsächlich, um sich an den Frauen zu vergnügen, von denen jede jederzeit für ihn bereit sein musste. Oder er veranstaltete nach Lust und Laune riesige Ballspiele, für die jederzeit hunderte Männer zu Verfügung standen. Obwohl Gilgamesch dem Volk von Uruk eine riesige Stadtmauer, Tempel und Häuser baute, wuchs die Wut im Volk. Da es keinen gab, der es mit Gilgamesch aufnehmen und ihm Grenzen zeigen konnte, beteten die Menschen zu Ischtar, der Schutzgöttin Uruk und zu Anu, dem Himmelsgott. So überzeugten diese Gottheiten den Götterkönig Enlil einzugreifen. Dieser beauftragte die Muttergöttin Aururu zusammen mit dem Wassergott Enki einen Krieger zu schaffen, der Gilgamesch ebenbürtig sein sollte. So schufen die beiden Götter Enkidu, einen großen Krieger, der als teilweise tierisch beschrieben und oft mit Hörnern dargestellt wird. Dieser wuchs in der Steppe bei den Tieren auf und schützte diese vor den Menschen.
Ein Fallensteller jedoch entdeckte Enkidu und seine ‚teilweise‘ Menschlichkeit und holte, um diesen abzulenken eine Dirne namens Schamchat aus Uruk, brachte sie zu Enkidu, der laut einigen Überlieferungen 1-2 Wochen mit ihr das Bett teilte und so die menschliche Sprache erlernte und seine Verbindung zu den Tieren verlor, die er von nun an nicht mehr beschützen konnte. Schamchat erzählte Enkidu beiläufig von Uruk und Gilgamesch und brachte ihn endlich mit in die Stadt.
Auf dem Weg jedoch rasteten sie bei Hirten, bei denen Enkidu davon hörte, dass Gilgamesch sich das Recht nahm, vor jeder Hochzeit mit der Braut zu schlafen, was Enkidu so in Wut brachte, dass er beschloss, sich mit Gilgamesch zu duellieren. Bei den Hirten kostete er auch zum ersten mal Brot und Bier und verteidigte diese vor Wildtieren, was symbolisch für seine Loslösung von der Natur steht.
In Uruk angekommen kämpft also Enkidu gegen Gilgamesch. Es entbrennt ein langer, mächtiger Kampf in der Königshalle. Am Ende jedoch stellen beide fest, dass sie einander ebenbürtig sind und freunden sich stattdessen an. Enkidu wird zum Gefährten Gilgameschs und tatsächlich, er wirkt mäßigend auf ihn ein: Das Erlebnis der Freundschaft macht Gilgamesch sanfter und gerechter.

Die Abenteuer, die die beiden gemeinsam erleben, erfahrt Ihr in der Fortsetzung, die folgt!