Extremismus – eine ganz normal gewordene Gefahr

Extremismus ist leider zum Alltag geworden und wird fast schon als normal angesehen. Es gibt viele Arten von Extremisten, aber in diesem Beitrag widme ich mich eher den politischen, vor allem gewaltbereiten Extremisten, denen – ob rechts, links oder religiös motiviert – die Ablehnung der freiheitlich demokratischen Grundordnung gemeinsam ist, und versuche zu erklären, wieso oft junge Menschen sich einer Gruppe mit solchen Ansichten anschließen.

Besonders in der heutigen Zeit der Globalisierung und digitaler Vernetzung ist es einfach, Leute für seine Sache anzuwerben. Vor allem junge Menschen sind unter bestimmten Umständen leicht zu gewinnen, wenn mehrere Faktoren zutreffen. Schulische Misserfolge, Ausgrenzung, Gewalt im Elternhaus, Diskriminierung oder fehlende Zukunftsaussichten können die Tür zum Extremismus öffnen. Extremistische Gruppen ködern Menschen mit vermeintlich klaren Lösungen, vor allem aber auch mit Geborgenheit und Zugehörigkeitsgefühl.
Dies geht am besten durch Feindbilder. Ihre Botschaften sind deshalb hasserfüllt und sie rufen manchmal sogar zum Mord auf. Beispiele sind Gruppen wie der Dritte Weg oder auch die Identitäre Bewegung. Sie locken einen mit einem Gruppengefühl und labile Menschen fallen darauf herein und übernehmen ein verzerrtes Bild von z.B Migration oder der heutigen Demokratie.
Ein gutes Beispiel für die Anwerbung von Menschen ist der IS. Wenn man z.B auf Facebook einem Kanal folgt, der ähnliche Ansichten unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit verfolgt, dann kann es gut sein, dass dich via Privatnachricht Leute anschreiben und versuchen dich zu bekehren.
Es gibt auch andere Wege, etwa über Musik (Rechtsrock) oder auch Vereine, die gefährliche Gruppendynamiken haben.

Ein eindrückliches Beispiel für diese Dynamiken im Netz ist das Attentat von Hanau am 19. Februar 2020. Neun Menschen mit Migrationshintergrund wurden hier vom Hanauer Tobias R. getötet. Er war Verschwörungstheoretiker und glaubte an den Austausch der deutschen Rasse durch andere Rassen und meinte damit Migranten.
Ähnlich war es ein Jahr zuvor beim Täter in Christchurch, der einen Anschlag auf zwei Moscheen verübte. Beide waren, obwohl sie ihre Attentate scheinbar als sogenannte ‚einsame Wölfe‘ planten, vorher in rassistischen Foren und Gruppen mit verzerrter Weltanschauung unterwegs.

Extreme austesten, rebellieren, auch mal bis hin zur Gewalt, – all das gehört zur Pubertät und sollte nicht als Extremismus wahrgenommen werden. Man kann aber auch erkennen, wann sich ein Mensch wirklich radikalisiert. Indizien dafür sind soziale Abkapselung oder auch eine drastische Persönlichkeitsänderung. Auch der Sprachgebrauch kann sich ändern (z.B. häufige Hate Speech).

Wichtig ist es, betroffenen Menschen zuzuhören und mit ihnen über ihre Probleme zu reden, anstatt sie in ein Loch stürzen zu lassen, wo sie radikalisiert werden können. Bevor man sie hilflos aufgibt und sie alleine lässt, sollte man sich an eine der ‚Beratungsstellen Radikalisierung‘ wenden.