VERSCHWUNDEN – 3. Lagebesprechung

Im Garten traf ich ein paar andere Mitglieder, die sich um Tomaten und Gurken kümmerten. Miriam zeigte mir die Rosen. „Wie bist du Mitglied geworden?“, fragte ich. Sie antwortete: „Jonas und Marlene haben mich über einen längeren Zeitraum beobachtet. In der Schule wurden die Lehrer und Lehrerinnen bestohlen. Nach einem Monat fand ich heraus, dass der Sportlehrer Geldsorgen hatte und die Spinde ausgeräumt hatte. Danach wurde er verhaftet und die beiden haben mich auf dem Heimweg abgefangen. Zig Fragen später haben sie mich zu Wagner gebracht. Das war´s.“- „Wohnst du hier?“, fragte ich weiter. „Halb hier und halb zuhause. Will heißen, dass ich hier fast jeden Tag bin. Die SPEH, die Spezialeinheit, muss jeden Tag hier sein. Außer sie machen den jährlichen Rundgang, dann sind sie zwei Wochen mit Ray, einem Freund von Wagner, quer durch Deutschland unterwegs“, sagte Miriam. Sie brauchte noch eine Gießkanne und ich verabschiedete mich von ihr.

Am Eingang wartete Marlene. Jonas kam gerade angerannt, als ich mich zu Marlene gesellte. Er hatte eine Kamera in der rechten und ein Notizheft in der linken Hand. „Gut, dass ihr da seid“, begann Jonas: „Lilli, zeig Marlene den Drohbrief.“ Ich holte mein Handy hervor und öffnete das Foto vom Drohbrief, das ich in Wagners Büro gemacht hatte. Marlene las ihn sich durch und runzelte die Stirn: „Wie wollen die das anstellen?“- „Wir müssen herausfinden, wie und vor allem wer“, meinte Jonas: „Was dagegen, wenn wir heimlich ermitteln?“ Keiner hatte Einwände. „Also, die ersten Fakten sind der Drohbrief und dann noch eine Unterhaltung auf Video, hier.“ Er gab Marlene und mir die Kamera und drückte auf den Startknopf:

Zwei Männer saßen an einem Tisch und waren ins Gespräch vertieft. Beide hatten Melonen auf und schwarze Anzüge, die in der untergehenden Sonne glänzten. Ihre Gesichter waren nicht zu erkennen. Vor ihnen auf dem Tisch lag ein Zeitungsartikel:

„Diese verdammten Kids!“, meckerte der erste der beiden Melonenmänner. „Unser Plan ist besser, unser Plan ist perfekter. Wenn wir uns an ihn halten, ist unsere Gruppe bald wieder vollständig und die …“ – der zweite zeigte auf das Wort KJD – „… gehen unter.“

Die Aufnahme war zu Ende. „Der zweite hat Wagner vorher angerufen“, erkannte ich, „Die Stimme erkenne ich jederzeit wieder“- „Damit hätten wir zwei Verdächtige, aber zwei reichen nie und nimmer, um uns, die KJD, zu zerstören; selbst wenn die zwei Bankräuber dazugehören“, stellte Marlene fest. „Ich glaube, sie haben eine riesige Gangster-Bande gegründet, die in ganz Deutschland verteilt ist, um im Zweifelsfall alle Lager der KJD gleichzeitig auszuschalten“, sagte ich und wir schauten uns besorgt in die Augen.

Fortsetzung folgt