Verschwunden – 5. Auf nach Bonn

Kurz vor Sieben stand ich unten vor meinem Haus und hielt nach Ray in seinem Wohnmobil Ausschau. Um 7:10 Uhr bog endlich ein blauweißes Wohnmobil um die Ecke. Am Steuer saß ein Mann, der ca. 1,80 Meter groß war und einen (wahrscheinlich am Meer) braungebrannten Körper hatte, die blonden Haare passten gut zu seinen himmelblauen Augen.
Das musste Ray sein. Marlene und Jonas waren bereits im Wagen und halfen mir mein Gepäck in den Wagen zu hieven. „Hallo, ich heiße Ray, ich fahre euch nach Bonn und zurück“, begrüßte er mich. Jonas fand gleich wieder was zu meckern: „Kannst du losfahren?! Je länger Wagner weg ist, umso schwieriger wird die Situation in unseren Quartieren, die KJD muss weiter bestehen!“ – „Schon verstanden, ich soll sofort losfahren“, grinste Ray. Marlene rollte genervt mit den Augen und setzte sich an den Fensterplatz des Vierersitzers. Ich setzte mich an den Platz gegenüberliegend von Marlene. Jonas setzte sich vorne neben Ray hin. Die Fahrt würde drei Stunden dauern.

„Wenn wir den Rhein hinunterfahren, seht ihr ein paar Reiher und Ruderboote, nicht zu vergessen die Fische“, rief Ray. Ich tauschte mich mit Marlene aus: „Du hast in der Bäckerei deines Vaters schon mal ausgeholfen?“ – „Ja, wenn jemand einen Rat braucht, bekomme ich immer wieder Besuche in der Bäckerei, mein Spitzname ist auch „Laugenstange“. Sag mal, war Jonas schon immer so drauf? Ich kenn´ ihn ja erst seit drei Jahren.“ Ich überlegte kurz: „Er war schon immer so, zumindest wenn man den Gerüchten trauen kann, die ihn aus dem Kindergarten bis in die dritte Klasse verfolgt haben. Aber was ich jetzt unbedingt noch wissen muss: Wie bist du Mitglied geworden?“ –

„Die Bäckerei meines Vaters“, erzählte Marlene, „ist gegenüber der Bank von Girland und ich habe, weil ich in der Nacht nicht schlafen konnte, aus dem Fenster geschaut. Als ich zwei schwarze Schatten sah, die sich an der Tür der Bank zu schaffen machten, rief ich die Polizei und warf mir eine Jacke über, ich wollte zur Bank gehen und nachschauen, ich war einfach nur neugierig. Als ich durch die angelehnte Tür dann runter Richtung Tresorraum ging, hörte ich Schritte und wich in eine Nische zurück. Es waren Jonas, Miriam, Karina und Jan, die, wie ich, nach unten schlichen zum Tresorraum. Ich hörte schon die Polizeisirenen und lief schnell zurück zum Eingang, die Polizisten stiegen bereits aus dem Wagen und ich winkte sie zu mir. Sie sagten, ich solle draußen warten, was ich natürlich nicht tat, ich schlich wieder hinein und hinterher. Als ich unten ankam, hat Jonas den Polizisten Max Kralle und Paul Knall überreicht und gefragt, woher sie gekommen seien, da sie die Polizei noch nicht gerufen hätten. Da bin ich in den Raum getreten und habe gesagt, dass ich Schatten gesehen und die Polizei gerufen hätte. Als das Polizeiauto weggefahren war, hatte Karina zu Jonas gesagt, er solle jetzt nicht grübeln, sondern mit mir zu Wagner gehen. Mir wurden die Augen verbunden, damit ich erstmal nicht sah, wo sie mich hinbrachten. Wagner hat mich mehr Tests machen lassen als dich, weil Jonas mich nicht davor schon kannte“, schloss Marlene ihre Erzählung. Wir quatschten weiter über dies und das, während Jonas sich informierte, ob schon Zimmer bereitstanden und wie die Ermittlungen in Bonn laufen würden. Jonas ließ unser Gespräch endgültig verstummen, indem er sagte: „Ray, bring uns nach Marburg.“

Fortsetzung folgt!