China – aufsteigende Weltmacht?

Teil 3: Bedrohliche Entwicklungen
China versucht durch die Schein-Zulassung von etwas Kritik und einer sehr ausgeprägten Unterhaltungsindustrie ein lockeres Bild für die Bevölkerung zu schaffen. Doch Systemkritiker gibt und gab es überall. Ab einem gewissen Zeitpunkt war es für die Regierung leichter, mit einem Sozialpunktesystem für Ordnung zu sorgen als dadurch, die Leute einzusperren.

Bei genauerem Hinsehen ist es aber eine noch viel schlimmere Art der Kontrolle. In diesem System wird jeder Bürger Chinas mit Punkten für seine Handlungen oder sein Vergehen bestraft oder belohnt. Dazu zählt Benehmen im öffentlichen Raum, das Verhalten an der Ampel, an der Mülltonne, beim Lockdown usw., vor allem aber Systemkritiker leiden darunter. So merkt man recht schnell selber, wenn man „kein guter Bürger“ ist. Am meisten leiden allerdings diejenigen, die sich dem System auch aus ethnischen Gründen nicht unterwerfen wollen. Die Vernichtung der uigurischen Identität ist ein Projekt, das unter Xi Jinping erschreckende Ausmaße annimmt. Leute werden deportiert, gefoltert oder zwangssterilisiert, all das in sogenannten „Umerziehungslagern“. Dieses System ist aber noch nicht in ganz China im Einsatz.

China versucht auf jeden Fall sein großes Trauma wiedergutzumachen. Viele verlorene, jetzt unabhängige Gebiete sind scharf im Visier Chinas, allen voran Taiwan. Die chinesische Regierung kündigte mehrfach an, dass eine „Wiedervereinigung“ mit Taiwan unvermeidlich sei und auch im Südchinesischen Meer erhebt China Ansprüche auf Gebiete, die ihm auf keine Weise zustehen.

Bisher war der Westen nur zögerlich und schwer bereit China mit harten Fakten die Stirn zu bieten, war man doch ökonomisch so stark verknüpft. Doch auch das hat sich inzwischen geändert. China ist zwar verhältnismäßig gut durch die Pandemie gekommen, jedoch droht die Regierung durch ihre brutalen Massen-Lockdowns sich viele Leute zu Feinden zu machen. Durch den langsamen Rückgang der Billiglohnplätze besteht ein massiver Bildungsbedarf bei Teilen der chinesischen Arbeiterschaft. Die Ein-Kind-Politik hat zudem die Gesellschaft überaltern lassen. Auch ihr Hass auf die USA hat ihnen in der Welt letztlich mehr Misstrauen eingebracht. Und nicht zuletzt der Krieg in der Ukraine, der die demokratischen Regierungen weltweit gelehrt hat, mit autoritären Regimen vorsichtiger zu sein. Es bleibt auf jeden Fall abzuwarten, ob und wann sich das Land zur Großmacht Nummer 1 aufschwingen wird.