China – aufsteigende Weltmacht?

Teil 1
China ist ein Land, das inzwischen medial gar nicht mehr so präsent ist. Natürlich wird jeder mal von der Prognose, dass China die USA als mächtigste Wirtschaftsmacht ablösen wird, gehört haben. Doch wie ist das Land von einer Bauernnation zum Industriekoloss geworden? Welches Trauma hat China in der Vergangenheit erlitten, dass es sich nun „an der Welt rächen will“? Was plant Xi Jinping, der sich auf Lebenszeit die Macht gesichert hat? Was ist der „chinesische Traum“ und was hat die „Neue Seidenstraße“ mit der Expansionspolitik Chinas zu tun? Doch wie sehen Chinas außenpolitische Ambitionen überhaupt aus, politisch, militärisch wie wirtschaftlich? Und wird China wirklich die USA überholen?

Über die chinesische Hochkultur könnte man ganze Bücher schreiben, es sind Jahrtausende der Kaiser, Kriege, Intrigen, Kunst und nicht zuletzt der Chinesischen Mauer.
Nur so viel: Im 19. Jahrhundert begann die über Jahrtausende währende Kaiserzeit sich ihrem Ende zuzuneigen. Infolge des harten Durchgreifens der chinesischen Monarchie gegenüber dem Opiumhandel erklärten England und im zweiten Opiumkrieg dann auch Frankreich China den Krieg. Beide Kriege verlor die damals amtierende Qing Dynastie krachend. Das stolze Reich der Mitte wurde zur de facto Kolonie degradiert und verlor strategisch wichtige Posten wie Hongkong, das auch bis heute nicht ganz eingegliedert ist. Der Dynastie wurde die Kontrolle über ihren Außenhandel entnommen und auch gegen den Opiumkonsum im eigenen Land konnte sie nichts mehr machen. Millionen Chinesen gerieten in die Drogenabhängigkeit. Auch viele Gebiete musste das Land abtreten, diesen Einbruch der Macht haben die Chinesen bis heute nicht vergessen.

China war in ernsthaften Schwierigkeiten, die Regierung versuchte zwar, das Land zu modernisieren, um mithalten zu können, was ihnen aber im Gegensatz zu Japan nicht gut gelang. 1911 kam es dann zum Sturz der Qing Dynastie. Doch der brachte keinen Frieden.
Im Wesentlichen beanspruchten jetzt die Kommunistische Partei Chinas unter Mao Zedong (KPC) und die Nationalistische Partei unter Chiang Kai-shek die Macht in China, wobei die Nationalisten von den meisten Staaten als rechtmäßige Regenten angesehen wurden. Letztendlich verloren die Nationalisten den Krieg und mussten mitsamt zwei Millionen Leuten in das heutige Taiwan fliehen. Dort gründete Chiang Kai-shek den bis heute unabhängigen Staat Taiwan. Zu Lebzeiten plante er zwar, das chinesische Festland zurückzuerobern, doch mit der Zeit fanden sich die Taiwanesen mit der Lage ab und sind heute ein demokratisches und reiches Land.

Auf dem Festland hatte Mao Zedong als Sieger des Krieges die Volksrepuplik China ausgerufen. Er wurde gottähnlich verehrt und war ein brutaler Herrscher. Infolge von Maos Säuberungswelle wurde auch ein Politiker namens Xi Zhongxun als angeblicher Verschwörer verhaftet. Sein daraufhin gedemütigter und verängstigter Sohn Xi Jinping sollte später der Präsident von China werden. Er kam aus einer der gehoben Kreise, aus der kommunistischen Elite, die im alten Kaiserpalast wohnte. Doch anstatt dass er aufgrund des Unrechts durch die Kommunisten sich von ihnen abwandte, folgte er ihnen umso mehr. So hat auch der jetzige chinesische Staatspräsident genauso wie die ganze chinesische Nation sein eigenes Trauma.
Die Zeit verging, China galt lange als arm und rückständig, so war es ja auch ein sehr bäuerliches Land. Doch ab 1978 öffnete sich China für Reformen, hauptsächlich wirtschaftliche. Die Führung erkannte wohl, dass sie mit ihrem alten kommunistischen System nicht weiter aufsteigen konnten. China stieg immer weiter auf, die Bevölkerung und die Mittelschicht wuchsen gewaltig. Es war in China nun möglich, durch die Gründung einer eigenen Firma sehr reich zu werden, wenn auch in enger „Absprache“ mit der Regierung. Damals noch wegen seiner sehr niedrigen Löhne war China auch ein sehr beliebter Industriestandort. Xi Jinping legt eine saubere Karriere hin, bis er 2013 den Durchbruch schaffte und Präsident wurde. Schnell startete er eine Antikorruptionskampagne, in deren Folge Millionen Parteifunktionäre und ihre Familien inhaftiert wurden. Da die meisten oberen Kreise der Kommunistischen Partei sehr korrupt waren, war dies eine gute Methode, seine Macht zu festigen. 2018 verkündete er zur großen Überraschung, dass er sich die Macht lebenslänglich gesichert hat. Damit ist er seit Mao der erste, der dies wieder gewagt hat; vermutlich versucht Xi eine ähnliche historische Größe anzustreben.

Fortsetzung folgt