Nachdem Wagner uns vorgestellt hatte, ging die Sitzung los. Jeder gab einen kurzen Bericht ab, in dem kurz von der Arbeit des letzten Monats berichtet wurde. Insgesamt war es relativ langweilig und ich fragte mich gerade, ob es noch langweiliger werden könnte, als Jonas zu einem 20-minütigem Vortrag ansetzte. Mein Blick musste verraten haben, dass ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand, denn ich bekam zwei Nachrichten auf meiner Uhr. Eine von Marlene und eine von Leonie. Ich schaute zu den beiden, aber sie schauten sehr interessiert zu Jonas, als ob sie ihm zuhören würden.
In der Nachricht von Marlene stand: Jonas setzt jedes Mal zu einem ewig langen Vortrag an, aber wenn du nicht zuhörst, nimmt er dich nach der Sitzung beiseite und du darfst dir den ganzen Vortrag nochmal anhören! Das ist die Hölle, den Fehler hab ich nur einmal gemacht und den werde ich nicht wiederholen… und in der Nachricht von Leonie stand: Kommst du nach der Sitzung zu mir in die Werkstatt? Mir sind – während des langweiligen Vortrags von Jonas – ein paar gute Ideen eingefallen, wie ich die Ausrüstung auf dich abstimmen kann. Ich sag dir am besten gleich, dass ich nie lockerlasse, bis ich meinen Willen bekommen habe.
Ich bedankte mich bei Marlene für ihren Rat und schrieb Leonie zurück, dass ich kommen würde, außer ich würde davor an Langeweile sterben. Sie schrieb mir zurück, dass sie mich in dem Fall ins Labor schleppen würde, die hätten bestimmt ein Wiederbelebungsmittel. Ich bemühte mich interessiert zu wirken. Es schien halbwegs zu funktionieren, denn er lies mich nach der Sitzung gehen. Marlene sagte, sie würde mich Morgen um sieben Uhr in der Küche erwarten.
Danach ging ich mit Leonie zur Werkstatt. „Hast du überhaupt bei irgendeinem Vortrag zugehört?“, fragte Leonie mit einem amüsierten Lächeln. „Ich glaube, bei dem Vortrag von dem Labor-Typ hab ich die Hälfte mitgekriegt und dann hier und da ein bisschen mitbekommen, aber ich habe keine Ahnung, wie ich mir die Namen alle merken soll und gleichzeitig die ganzen Berichte!“, verzweifelte ich. Leonie lachte: „Entschuldigung, aber es ist so, die Sitzung dient eigentlich nur dazu, dass Jonas und Wagner einen Überblick bekommen, was geleistet wird und die anderen bekommen etwas von dem mit, was die anderen so machen. Das ist eigentlich alles.“ Ich schaute sie ungläubig an. „Es ist genau so wie ich es sage. Das können dir die anderen bestätigen.“ Ich durchsuchte meine Erinnerungen und tatsächlich, ich fand keinen einzigen Moment, in dem alle aufmerksam waren. Nur Tom war bei jedem Bericht, den ein Mädchen abgab, aufmerksam und schien zu überlegen, wen er als nächstes zu einer Fortbildung bewegen sollte, um mit derjenigen ein wenig zu plaudern. Da fiel mir ein, dass ich dringend noch in den Kalender schauen musste und penibel darauf aufpassen sollte, dass ich keinen Termin abbekam, an dem Tom die Fortbildung leiten würde.
Ich hatte mich gerade für die Hälfte meiner anstehenden Fortbildungen eingetragen, als wir zu einer unscheinbaren Tür kamen, auf der stand: „Werkstatt“. Neben der Tür waren Haken in die Wand geschlagen worden, um die vielen Hörschützer unterzubringen. Leonie nahm sich einen und reichte mir einen weiteren. „Wenn wir reingehen ist es empfehlenswert, dass du dir gleich auch noch eine Schutzbrille nimmst und direkt hinter mir bleibst. Wir bräuchten eigentlich mehr Platz, aber wir benötigen sowieso schon so viel Platz, da können wir nicht noch mehr fordern. Vor allem, da wir in letzter Zeit sowieso nicht so viel leisten“, jammerte Leonie, „Ich weiß, du kannst daran nicht viel ändern, aber vielleicht würde es helfen, wenn du öfter bei mir vorbeikommst, damit ich an deiner Ausrüstung arbeiten kann. Das hätte zudem den herrlichen Nebeneffekt, dass die anderen sich kontrolliert fühlen und eher arbeiten. Bitte tu mir den gefallen.“ Ihrem Hundeblick konnte ich nicht widersprechen. „Wie oft soll ich vorbeikommen?“ „Das ist egal. Am besten du schreibst mir, wenn du vor der Tür stehst. Ist sowieso besser, wenn nicht mal ich weiß, wann du kommst.“
– Fortsetzung folgt –
Wir sind Schülerinnen und Schüler aus der Klasse 8B, wo wir eine interne Klassenzeitung herausgeben. Wir veröffentlichen in der ebbesNews Gastbeiträge.