Taiwan im Brennpunkt der Welt – eine Lagebeschreibung / Teil 2

Im ersten Teil haben wir die Entstehung von Taiwan Mitte des 20. Jahrhunderts besprochen. Nun wird es Zeit, in unser Jahrtausend zu blicken und herauszufinden, wie die Dinge in letzter Zeit stehen.

Um die Jahrtausendwende herum sah es mal ein bisschen friedlicher aus, es gab inzwischen einen unverbindlichen Konsens und die Halbleiter-Elektro-Chips, die Taiwan herstellte (heute stammen etwa die Hälfte aller weltweit aus Taiwan), sicherten der kleinen Republik gewissermaßen ihr Fortbestehen, was im Grunde auch heute noch der Fall ist.

Ebenfalls stark aktiv in Taiwan sind die Triaden: Im letzten Jahrhundert aus Festlandchina nach Taiwan ausgewandert kontrollieren z.B. die „Bamboo Union“ oder „14k“ viele Vorstädte. In Razzien fanden Ermittler zehntausende Waffen. Das Problem ist, dass viele von ihnen inzwischen sehr pekingtreu sind. Trotzdem gehört das Land inzwischen zu den demokratischsten der Welt, doch spätestens, so wird oft gesagt, seit Xi Jinping Präsident von China wurde, haben sich die Beziehungen wieder verschlechtert, sind die Übergriffe wie eingangs erwähnt mehr geworden. Dieser bezeichnet die Wiedereingliederung Taiwans in China als „unvermeidlich“. Viele in Taiwan schauen gespannt auf die Ukraine: Wie lange kann eine kleine Demokratie einer imperialistischen Großmacht standhalten? Wenn auch weit weg, wird das taiwanesische Außenministerium nicht müde, seine Unterstützung für die Ukraine zu bekunden.

Bei den letzten Wahlen sahen die politischen Lager folgendermaßen aus: Es standen die DPP, die eher progressiver ist und sich für eine Unabhängigkeit stark macht, und die Kuomintang zur Wahl, die alte Partei der Diktatur und älteste Partei Chinas, sie ist eher konservativ und tritt für eine eventuelle Anbindung und vor allem für gute Beziehungen und eine Rückkehr zu China an. Man sei doch schon in der Praxis so gut wie unabhängig, warum das also extra betonen und so China verärgern.
Das ist insofern verwunderlich, als dass die Kuomintang der eigentliche Begründer Taiwans war, sie jedoch im Gegensatz zur DPP keine taiwanesische, sondern eine in China gegründete Partei, noch dazu die erste in ganz China ist. Der Wahlkampf war sehr auf die Außenpolitik fokussiert, so gab es bei dieser Wahl auch eine dritte Partei, die Taiwanesische Volkspartei TPP (Taiwanese People’s Party). Diese sieht sich zwischen der DPP und der Kuomintang.

Man sollte aufmerksam verfolgen, was Chinas langfristige Reaktion auf die erneute Wahl einer Pro-Taiwan-Regierung sein wird. Es bleibt jedenfalls darauf zu hoffen, dass im Westpazifik weiterhin Frieden herrschen wird.