Verschwunden – 7. Da also!

„Du hast wirklich alles abfotografiert?“, fragte Marlene mich entgeistert, als wir zurück im Wohnmobil waren, „mir wäre das viel zu viel Arbeit gewesen.“- „Super gemacht, Lilli“, lobte Jonas meine Idee, „schnell, schauen wir sie uns an!“ Die nächste Stunde ging dafür drauf, dass Jonas sich die 359 Bilder genau ansah. Marlene und ich schlichen uns schon nach den ersten 23 Bildern hinaus: „Es macht keinen Unterschied, ob wir mitschauen oder nicht, am Ende findet sowieso Meisterdetektiv Jonas den Hinweis“, meinte Marlene und holte ein Säckchen mit einem Tic-Tac-Toe-Feld aus ihrer Tasche. Darauf stand: Tic-Tac-Toe für jedes Verbrechen.
Marlene erklärte mir: „Das ist mein selbstgebasteltes Tic-Tac-Toe, die Idee habe ich in einem alten Buch im KJD-Hauptquartier gefunden. Wollen wir ein paar Runden spielen?“ – „Gerne, Jonas ist beschäftigt und wir haben unseren Spaß, besser geht´s nicht“, jubelte ich. Ich bin die Lupe und du der Fingerabdruck.“ Kurz vor 6:00Uhr (als Marlene das siebte Mal hintereinander gewonnen hatte) kam Ray und hielt uns eine Schale mit belegten Broten hin: „Ihr seid doch sicher hungrig nach der ganzen Arbeit, sucht euch eins aus.“ – „Oh, lecker Salami“, Jonas kam aus dem Wohnmobil geflitzt und schnappte sich gleich das Salamibrot. Marlene nahm sich das mit Ei und ich nahm das Mozzarella-Tomaten-Brot. Ray hatte sein Salamibrot schon auf dem Weg gegessen. Jonas schmatzte: „Hast du wirklich nichts Verdächtiges gesehen, als du im Lager warst?
Auf den Bildern konnte ich nichts Besonderes entdecken, nicht mal eine Kasse.“ – „Nein, nur Stoffe, Knöpfe, Nadeln, Wolle und Nähmaschinen.“ „Nähmaschinen?“, wiederholte Marlene, „ – was für Nähmaschinen genau?“, hakte Marlene nach. „Drei sahen sehr neu aus, ähnlich wie die im Schaufenster, zwei Kindernähmaschinen waren auch dabei und die letzten vier waren sehr, sehr alt und standen auf Tischen mit rosa Tischdecken… natürlich! Die Tische! Wie konnte ich nur vergessen die Tische von der Wand wegzuschieben und dahinter nachzuschauen!? Dort muss ein geheimer Eingang oder so sein, in dem Wagner ist“, spekulierte ich. Jonas übernahm gleich das Kommando: „Auf zur Schneiderei!“

Es war halb sieben, als wir wieder vor der Schneiderei standen und Jonas in den Hof schlich. Marlene und ich hockten uns leise hinter die Hecke. Zehn Minuten geschah nichts, dann ging der Alarm der Uhren los. 3x kurz, 3x lang, 3xkurz. Jonas war entdeckt worden.